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Denkmalart

Scherbenstreuung einer Villa Rustica im Weinberg

Daten zur Messung
Untersuchte Fläche:  110 m x 157 m
Auflösungen:  diverse (a = 1,0m) : 17.270 m2

Messkonfig: Quadratische-Anordnung 
Messgeräte: Lippmann 4point light MC
Bildgebungssoftware: SURFER (Golden Software)
Durchführungszeitraum: 07. 2013

Bemerkungen
Weil die massenhafte Anwesenheit von Eisen in Form von Stäben und Drähten den Einsatz der Geomagnetik im Weinberg unmöglich macht und auch das Georadar durch die vielen Eisenobjekte gestört wird, ist, wegen ihrer Unempfindlichkeit gegenüber Eisenobjekten, der Geoelektrik die geophysikalische Prospektion im Weinberg weitestgehend vorbehalten.

Folgende Bedingungen sind bei Messungen im Weinberg zu beachten:
- Da bereits beim Anlegen eines Weinberges die gesamte Fläche zwischen 60 cm und 90 cm tiefgepflügt wird, sind die darin enthaltenen archäologischen Strukturen häufig in großen Teilen gestört.
- Nach Anlage und Bepflanzung wird der Boden im Weinberg nur noch oberflächlich und wenig gelockert. Hierdurch entsteht mit der Zeit ein stark verdichteter Unterboden, der den Messwertkontrast abschwächen kann.
- Weinberge bestehen in der Regel aus mehreren Parzellen mit unterschiedlichen Rebzeilen- und Stockabständen (Abb. A).
In Zeilen ausgerichtete Stahlstäbe und Drähte zur Befestigung der Reben erlauben ausschlieslich eine vertikale Fortbewegung auf der Messfläche zwischen den Rebzeilen. Eine horizontale Bewegung auf der Messfläche ist im Weinberg nicht möglich.

- Jede zweite Gasse zwischen den Rebzeilen wird regelmäßig von Maschinen befahren (Fahrgasse) und dadurch besonders stark verdichtet. So bildet sich auf dem Messbild ein vertikales, streifenförmiges Verdichtungsmuster aus, welches nachträglich durch Bildbearbeitung wieder entfernt werden muss. (Abb. B)
 

Trotz dieser einschränkenden Bedingungen ist eine geoelektrische Prospektion im Weinberg nur selten ergebnislos. Sie kann manchmal sogar äußerst lohnend sein. Einen Einblick ind die Spannbreite möglicher Messergebnisse wird vom Autor in mehreren Beispielen dokumentiert: (Langenlohnsheim, Niederkirchen, Großwinternheim, Königsbach, Weyher, Wachenheim, Gönnheim)


Besonderheiten der Messtechnik im Weinberg:

Würde man versuchen, den Weinberg, wie üblich, in einem gleichmäßigen, genauen Raster einzumessen, würde dies, wegen der auf der Messfläche extrem stark eingeschränkten Bewegungsfreiheit zu einer überaus zeitaufwändigen Einmessung führen. Viel sinnvoller ist es daher, zunächst mit möglichst geringem Zeitaufwand eine weniger genaue Übersichtsmessung als Grundlage für mögliche daran anschließende Detail-Messungen durchzuführen. Abb. C zeigt die unterschiedlichen Größen der Parzellen, ihre Rebzeilenabstände (Gassenbreiten), ihre Stockabstände und die daraus resultierenden Messraster jeder einzelnen Parzelle.
Abb. D zeigt die sich daraus ergebenden Messbilder der einzelnen Parzellen.

Um die Messbahnen, wie üblich, in beiden Laufrichtungen abschreiten zu können, muss auf eine Twin-Anodnung mit nachzuführender Schleppleitung zu den ortsfesten Elektroden verzichtet werden. Der Grund ist folgender: Die Schleppleitung müsste am Ende jeder Bahn um die Rebzeile herum geführt und in Gegenrichtung nachgezogen werden. Dieses scheitert zum einen daran, dass sie an den Umlenkpunkten hängen bliebe, weil dort eine hohe Reibung auftritt, zum anderen würde die Leitung extrem lang, schwer und unhandlich, da sie ja nach und nach zwischen allen Rebzeilen hindurchgezogen werden müsste...
Mit einer quadratischen Elektrodenanordnung hingegen hat man völlige Bewegungsfreiheit und es kann beliebig in der Rebzeilengasse hin und zurück oder je nach Situation in der folgenden Gasse zurück gemessen werden. So können breitere Rebzeilengassen in zwei oder mehr Messbahnen aufgeteilt werden und schmale Rebzeilengassen in nur einer einzigen Messbahn abgeschritten werden. Wieviel Messbahnen zwischen zwei Rebzeilen angelegt werden, muss vor Ort entschieden werden. Wichtig für die nachträgliche Bildbarbeitung ist eine sorgfältige Dokumentation der durchgeführten Anzahl der Messbahnen in jeder einzelnen Rebzeilengasse. Diese Dokumentation liefert, zusammen mit der
gemessenen Rebzeilengassen- und Parzellenbreite, die nötigen Korrekturwerte für die nachträgliche Bildbearbeitung.

Die sich von Parzelle zu Parzelle verändernden Rebzeilenabstände schwanken in der Regel zwischen knapp 2 m und max. 5 m. Da das Messgestell eine feste Auslage (1 m) besitzt, und nur selten ohne Lücken oder Überlappungen mit den in den Rebzeilengassen gelaufenen Bahnen übereinstimmt, entsteht im Raster eine gewisse Ungenauigkeit, die jedoch das sichere Erkennen von archaeologischen Strukturen nicht beeinflusst.
Durch horizontales Stauchen oder Dehnen der einzelnen Parzellen wird in der nachträglichen Bildbearbeitung mithilfe der Korrekturwerte ein, hinsichtlich der Bildbreite, ausreichend maßstabgerechtes Messbild erzeugt (Abb. E).

Da die Stockabstände innerhalb einer Parzelle einheitlich sind, also immer den gleichen Abstand aufweisen, kann in jeder Messbahn ohne Maßbandauslegen gearbeitet werden, indem einfach von Stock zu Stock gemessen wird.
Die unterschiedlichen Stockabstände zwischen einzelnen Parzellen führen bei gleichen Bahnlängen zu unterschiedlichen Messpunktanzahlen pro Messbahn. Sie werden nachträglich in der Bildbearbeitung durch vertikales Dehnen oder Stauchen an die maßstäblich korrekte Bildhöhe angeglichen (Abb. E).