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Denkmalart
Vicus, Ergänzungsprospektion westlich der aktuellen Grabung

Daten zur Messung
Untersuchte Fläche: 3800 m2
Auflösungen: 4 Mp/m2 (a = 0,56 m)  

Messkonfig: Pol-Pol (Twin)
Messgeräte: Lippmann 4point light MC
Bildgebungssoftware: SURFER (Golden Software)
Durchführungszeitraum: 02. 2019





Bemerkungen
Insgesamt wurden etwa 10.000 m2 des Vicus bereits freigelegt. Östlich der Messfläche, für die Öffentlichkeit zugängig, befinden sich von Ost nach West entlang des Decumanus: das Marktgebäude,  der Forumsplatz mit drei angrenzenden Tempelanlagen, der Cardo I, die Insula I mit einem Handwerkerviertel und Teile des Cardo II.
Die prospektierte Messfläche schließt westlich an den Cardo II an.
Die Interpretation der Messergebnisse lässt sich in 8 Teilbereiche untergliedern.








1. Decumanus
Verlängert man die beiden ca. 8m auseinanderliegenden Begrenzungslinien des bekannten Decumanusverlaufes nach Osten, so bilden diese den mutmaßlichen Verlauf des Decumanus im Bereich der Messfläche ab. Auf beiden Seiten dieses Verlaufs zeichnen sich längliche Bereiche mit höherem Widerstand ab (2a). Es handelt sich hier mit großer Sicherheit im Süden um die nördliche Mauerfront der Gebäude der Insula II und im Norden um die südliche Mauerfront der noch nicht fassbaren gegenüber liegenden Insula II nördlich des Decumanus. Die Massivität dieser Front ist wegen späterer Überlagerung und Erneuerung durch die byzantinische Befestigung (siehe unten) stärker ausgeprägt als die Front der Insula II.
Im Westen der Messfläche trifft der Decumanus auf eine senkrechte Mauerfront (6) und endet dort. Nach Süden verlaufend beginnt hier der ca. 5m breite Cardo III (5). Nach Norden scheint der Decumanus in einen ca. 10 m breiten Platz (4) einzumünden. Diese Straßensituation bildet sich gut erkennbar als flächige, helle, gradlinig begrenzte und bebauungsfreie Struktur (3) ab.

2. Spätantike Befestigung
Wie bereits erwähnt, ist die Front (1) der nördlich des Decumanus liegenden mutmaßlichen Insula besonders stark ausgeprägt. Dieser Struktur vorgelagert, befindet sich, mitten im Decumanus, eine massive unförmige Verdichtung (3). Sie zieht etwas abgeschwächt parallel zur Insulafront nach Osten und bildet mit dieser eine etwa 4,5m starke massive Mauerstruktur (5). ). Innerhalb der Mauer klafft eine etwa 12m lange kaum verdichtete Lücke (4). Das hier fehlende Füllmaterial der zweischaligen Befestigungsmauer ist wohl in den Bereich der unförmigen Verdichtung (3) abgerutscht.
Weiter westlich besitzt die Mauer einen quadratischen Vorsprung (Turmfundament) der eine Grundfläche von ca. 5 x 5m aufweist (2). Ob sich am gegenüberliegenden Ende (6) ebenfalls ein solches Fundament befindet ist unsicher, da die Messfläche hier endet und die noch erkennbare Verdichtung nach Norden weiter zieht, ist auch eine nach Norden abknickende Mauer möglich.
Etwa 60 m weiter östlich, ebenfalls auf dem Decumanus, wurde bereits ein Teilstück der späten Byzantinischen Mauer freigelegt.
Vergleicht man die Maße der prospektierten Befestigungsstruktur mit den Maßen des bereits ausgegrabenen Teilstückes so lassen die fast identischen Abmessungen kaum einen Zweifel, dass es sich um eine Fortsetzung des selben Bauwerks handelt.



3. Nord-Vicus
Die nur unvollständig erfasste Insula III nördlich des Decumanus weist an Bebauung einige klar erkennbare Mauerstrukturen auf (1-9). Eine Identifizierung einzelner Gebäude ist jedoch wegen der geringen Größe der hier gemessenen Fläche nicht möglich. Wegen der Überlagerung durch die Byzantinische Befestigung ist die südliche Front der Insula III nicht mehr fassbar.
Die Strukturen, die zum Teil (6-9) in den mutmaßlichen Cardo IV hineinragen sind wohl einer späteren Überbauung zuzuordnen. Der Übergang vom Decumanus nach Norden hin zum mutmaßlichen Cardo IV war ursprünglich mit ca.13m, möglicherweise in Form eines Platzes, sehr breit angelegt. Ob der Cardo IV in dieser Breite weiter nach Norden läuft ist fraglich.


4. Cardo III
Zwischen der Insula II und West Pollentia verläuft der Cardo III. Er wird erkennbar durch die dunklen Linien der ihn begrenzenden Bebauungsfronten (1und 5).

In seinem Verlauf nach Süden zieht nach 24 Metern eine 3m bis 5m breite Störung (Versturz?) quer über die Straße (2). Die Front der Insula ist jedoch noch weitere 15m gut erkennbar (3), so dass der Cardo eine Mindestlänge von fast 40m erreicht bevor weitere Störungen den Verlauf kreuzen.



5. West-Vicus
Hinter der westlichen Bebauungsfront des Cardo (5) sind bis auf einige von Norden nach Süden verlaufende mögliche Mauerstrukturen (4), einer punktförmigen Verdichtung (6) und einer möglichen Wasserleitung (8) kaum klare Strukturen zu erkennen.
Die Anomalien (7) sind auf einen zu geringen Messabstand zum Rand der älteren Ausgrabungsfläche zurückzuführen.







6. Insula II

Die Insula II weist an ihrer Front zum Decumanus zwei unterschiedliche Bereiche auf. Im insgesamt hellen, wenig verdichteten Osten sind einige klare Mauerstrukturen (1) erkennbar, die wegen ihrer geringen Tiefe von nur 5 Metern wohl einem Geschäftsbereich zuzuordnen sind. Nach Süden finden diese Räume keine erkennbare Fortsetzung.
Die westliche Front sowie die südlich davon, sich etwa bis zur Mitte der Insula ausdehnende Fläche, zeichnet sich wesentlich dunkler ab (2). Hier liegt eine massive Bebauung vor, in der sich mehrere größere Strukturen (3-7), befinden:
Parallel zur Front, ist eine annähernd rechteckige, etwa 7m x 4m große stark verdichtete Fläche (3) erkennbar. Möglicherweise handelt es sich hier um einen teilweise erhaltenen Fußbodenbereich.
Östlich davon, an der Grenze zu dem mutmaßlichen Geschäftsbereich hin fällt ein langrechteckiger Raum auf (3a).
Südwestlich versetzt befindet sich eine kleinere, kaum verdichtete, rechteckige Fläche (5) mit den Maßen 4,5m x 2.5m, die von einer massiven, ebenfalls rechteckigen Struktur (4) in einer Stärke von 2m umschlossen wird. Die Gesamtfläche dieser Kombination misst 8,5m x 5,5m und erinnert an ein in den Boden eingelassenes Becken.

Südlich davon ist eine weitere kleine, unverdichtete Fläche mit den Abmessungen 5m x 2,5m sichtbar (6) an die sich scheinbar eine halbkreisförmige Ausbuchtung anschließt. Auch die 2,5m x 2m messende Struktur (8) östlich davon hat einen ähnlichen Charakter und gehört mit zu dem Ensemble der niederohmigen, rechteckigen Flächen (5,6,8) dieses Bereiches der Insula.
Südlich angrenzend befindet sich eine weitere, stark verdichtete Fläche von 8m x 5.5m (7). Diese Fläche scheint den Gebäudekomplex nach Süden zunächst abzuschließen.
Auf der südlich anschließenden hellen, unbebauten Fläche fällt eine ca. 1 m breite, nach Westen abbiegende Struktur auf (9). Hier handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Wasserleitung. Weitere leitungsverdächtige Strukturen (10) zeichnen sich im hellen Bereich östlich des Gebäudekomplexes ab und ziehen wie auch die Struktur (9) in südwestlicher Richtung.

Die insgesamt hohen Widerstandswerte, die (Raum-) Maße, deren Aufteilung und vor allem die kleineren rechteckigen mutmaßlichen Becken-Bereiche und die möglichen wasserführenden Strukturen lassen eine Interpretation der Gesamtstruktur als Thermen möglich erscheinen.

Möglicherweise setzt sich die mutmaßliche Thermenanlage in den Befunden 11 bis 17 fort. Die erkennbar verdichteten Bodenbereiche (22) weisen jedoch eine wenig zusammenhängende Struktur auf.
An der Nordostecke der Fläche 11 und 11a (Raum mit Fußboden) wäre dann eine Verbindung der beiden Thermenkomplexe anzunehmen, die gemeinsam im Bereich 18 einen Innenhof (Palästra) bilden könnten. Auch die halbrunden Versturzkonzentrationen 16 und 17 könnten auf eine Bad-Architektur hinweisen und bei den Befunden 13 -15 könnte es sich um weitere Becken handeln. Da die Messfläche in den Befunden 12, 19, 20 und 21 endet, ist hier eine weitere Interpretation nicht sinnvoll. Das starke Rauschen im südlichsten Bereich der Messung (23) ist auf den dort verlaufenden modernen, geschotterten Weg zurückzuführen. Hier ist eine Fortsetzung der Befunde 22a / 19 und 20 / 21 erkennbar.


7. Cardo II und 8. Insula I

Zwei deutliche Linien (1) begrenzen die etwas stärker verdichtete Fläche des Cardo II. Mit einer Breite (2) von 6 m, von denen 2,5 m zum Bereich des Portikus der Insula I (3) gehören, ist er etwas schmaler als der 8 m breite Cardo I. Der verdichtete Laufhorizont zieht von Norden nach Süden gut sichtbar bis zum Ende der Messfläche (4), wird jedoch nach 35m durch einen wohl zu einem späteren Gebäude gehörenden, erheblich massiveren Bodenbereich (5) gestört. Ob die am Südrand der Messfläche liegende, stark verdichtete Fläche (6) zu dem selben Gebäude gehört, ist wegen des dazwischen liegenden, ausgesparten Flächenabschnitts unsicher.
Zum Decumanus hin ist am Ende der Messfläche ebenfalls ein stärker verdichteter Bodenbereich zu erkennen, wohingegen die gesamte östliche Front der Insula II zum Cardo II hin (8) zwar schwache, unregelmäßig-flächige Verdichtungen jedoch keine interpretierbaren Baurstrukturen aufweist.
Die bekannte Bebauungsrichtung der Insula I ist durch schwache, senkrecht und waagrecht verlaufende Verdichtungsgrenzen erkennbar, jedoch bietet sich kaum eine Struktur zur Interpretation an (9). Es lässt sich lediglich erkennen, dass die westliche Insulafront im Bereich der Messung etwas zurückgesetzt erscheint, was bedeuten würde, dass der Cardo II in seinem Verlauf eine Verbreiterung nach Osten hat (10).